Jugendwohngemeinschaft (JWG) Haus Rüppurr

„Wir erkannten den Bedarf“

Aufgrund langjähriger Erfahrung in der Jugendhilfe mussten wir Bedarfe feststellen, die oftmals beim Wechsel von einer vollstationären Betreuung in die eigene Wohnung nur bedingt abgefangen werden konnten.

Durch die Anmietung eines Einfamilienhauses ergaben sich konzeptionelle Möglichkeiten, auf diese einzugehen.

Neben 12 vollstationären Plätzen verteilt auf 2 Wohngruppen, im Haus Albhof, war es dem Träger das Bunte Haus möglich ein passendes Objekt anzumieten und so zusätzlich fünf Plätze in einer Jugendwohngemeinschaft zu schaffen.

Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist das SGB VIII. Wir leisten Hilfen zur Erziehung nach §27 SGB VIII in Verbindung mit § 34 SGB VIII und Hilfen für junge Volljährige nach §41 SGB VIII.

Die Jugendwohngemeinschaft dient als Anschlussmaßnahme an eine vollstationäre Unterbringung, wenn perspektivisch, im Hilfeplan, neue Ziele zur Verselbständigung vereinbart werden.
Ebenso können hier junge Menschen aufgenommen und betreut werden, die aufgrund ihrer Biographie und/oder ihres Alters das Leben in der eigenen Wohnung noch nicht ohne Hilfen bewerkstelligen können. Wir möchten insbesondere junge Menschen ansprechen und dabei unterstützen, ihren Platz in einer vielschichtigen Gesellschaft mit verschiedenen Anforderungen zu finden und persönliche Ziele zu erreichen.

Für die Jugendwohngemeinschaft kommen vor allem Jugendliche bzw. junge Heranwachsende in Frage, die:

  • bereits durch die Jugendhilfe vollstationär betreut werden und bei denen aufgrund von Stagnation oder neuer Perspektivplanung durch die Hilfeplanung nach §36 SGB VIII ein Wechsel in eine solche Wohnform angezeigt ist.
  • das Ziel verfolgen eigenverantwortlich in der eigenen Wohnung zu leben, aber noch entsprechender Unterstützung bedürfen.
  • aufgrund ihres Alters oder ihrer Biographie nicht für eine reguläre Wohngruppe vorgesehen sind, jedoch die entsprechenden Kompetenzen für diese Wohnform mitbringen.
  • die bereits über gewisse Alltagskompetenzen verfügen, aber in ihrer Persönlichkeit und ihrer Zielfindung bezüglich persönlicher und beruflicher Perspektiven langfristige Unterstützung benötigen.

Die Jugendwohngemeinschaft bietet Platz für fünf junge Menschen männlichen Geschlechts ab dem 16ten Lebensjahr.
Zur Verfügung steht für diese Hilfeform ein Einfamilienhaus in der Ostendorfstrasse 12 im Stadtteil Karlsruhe Rüppurr.
Das Einfamilienhaus bietet 5 Einzelzimmer, zwei Badezimmer, eine Gemeinschaftsküche, sowie ein Wohnzimmer für die gemeinsame Nutzung. Die zentrale Lage und gute Anbindung im Nahverkehrsnetz (Karlsruher Verkehrsverbund KVV) ermöglicht es den jungen Menschen ihre Ziele zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen.
Für Einzelgespräche und die Verwaltung der Wohngruppe steht ein Mitarbeiterbüro im Wohnhaus zur Verfügung.

Die Kernbetreuungszeiten sind werktags (Mo-Fr) in der Zeit von 08.00 bis 20.00 Uhr. An den Wochenenden werden die Zeiten individuell mit den Bewohnern abgesprochen und unter anderem für gemeinsame Gruppenfreizeitaktivitäten genutzt. Außerhalb der Kernbetreuung erfolgt eine Rufbereitschaft an 365 Tagen im Jahr.

Was sind die Bedarfe?

Bereich 1: Alltagskompetenzen

Die Bewohner sollen befähigt werden ihren Alltag möglichst eigenverantwortlich und selbständig zu strukturieren.
Dazu gehören:
Einkaufen, Finanzplanung, Kochen, Ordnung halten/ Putzen, das Organisieren und Einhalten von Terminen, ärztliche Vorsorge etc.

Bereich 2: Persönliche- und soziale Kompetenzen

Die Unterstützung in Krisensituationen, das Erschließen eines tragfähigen sozialen Netzes, Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit sowie der eigenen Rolle bzw. gesellschaftliche Erwartungen, Auseinandersetzung mit Normen und Werten, die Weiterführung einer sinnstiftenden Freizeitgestaltung etc.

Bereich 3: Schulische und Berufliche Kompetenzen

In diesem Bereich werden die jungen Menschen unterstützt, realistische schulische und berufliche Perspektiven zu erarbeiten und umzusetzen.

Dazu gehören:

Unterstützung in schulischen Angelegenheiten, Hilfe bei Bewerbungen, Unterstützung bei den Kontakten zur Agentur für Arbeit. Hilfe bei der Suche von Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz, regelmäßige Gespräche mit Lehrern, Ausbildern, berufsbegleitenden/ berufsfördernden Maßnahmen etc.
Um in diesen Bereichen Fortschritte zu erzielen, haben wir unter anderem spezifische Themengruppenabende entwickelt, welche auf der Basis einzelner verbindlicher Abendveranstaltungen durchgeführt werden. Die Themengruppenabende wiederholen sich laufend, um so, trotz verschiedener Schul- Arbeits- und Freizeiten ein lebensweltbezogenes Lernen ermöglichen zu können. Diese Gruppenabende sollen dazu beitragen, die Bewohner auf ein eigenständiges und sozial integriertes Leben innerhalb der Gesellschaft vorzubereiten, indem ihnen lebenspraktische Perspektiven aufgezeigt und Kenntnisse sowie Schlüsselqualifikationen zur sozialen Reife vermittelt werden.

Diese Gruppenabende finden unter anderem zu folgenden Themen statt:

  • Umgang mit Ämtern und Behörden
  • Anträge (BAB, ALGII, BAFÖG etc.)
  • Wohnungssuche und Einrichtungsplanung
  • Verträge (Kaufverträge, Mietverträge, Handyverträge etc.)
  • Sexualität (Männerabend, Rolle der Frau, Krankheiten)
  • Sucht und deren Auswirkungen (Drogen, Handynutzung…)
  • Finanzen und Kontoführung (Onlinebanking / Überweisungen)
  • Versicherungen
  • Haushaltsführung (gesunde und ausgewogene Ernährung, Führung eines Haushaltsbuches)
  • Tür-und Angelgeschäfte (Abofallen…)
  • Aufzeigen von externen Hilfemöglichkeiten (Pro-Familia, AWO, Beratungsstellen etc.)

Diese Angebote sollen den jungen Menschen das nötige „Rüstzeug“ bieten, um den Auszug in die eigene (angemietete) Wohnung gelingen zu lassen. Hier kann je nach individuellem Entwicklungsstand eine abschließende Beratung und Betreuung in Form von Fachleistungsstunden installiert werden.